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Mit Licht geschossen | 39. Bildpräsentation

Historische Originalaufnahmen, eingefangen in Chemnitz, an der West- und Ostfront, großformatig plakatiert.

Eine Fotografie – einen Monat lang – an unterschiedlichen öffentlichen Plätzen von Chemnitz, über die gesamte historische Spiegelungsdauer 2014-2018.


„Flieger“

Dem handschriftlichen Eintrag nach zeigt das Bild einen „abgeschossenen englischen Flieger an der Somme“, wobei angesichts des Zustandes des Luftfahrzeuges eher zu vermuten ist, dass dieses entweder zur Landung gezwungen wurde, oder das – wie weitere Flugzeuge gleichen Typs im Hintergrund des Bildes nahe legen – hier wohl ein in Frontnähe liegender britischer Feldflugplatz von den deutschen Truppen überrannt wurde.

Beim Flugzeug selbst handelt es sich um einen von der britischen Firma Royal Aircraft Factory produzierten Zweidecker vom Typ F.E.2 (Farman Experimental Typ 2), einem sogenannten „pusher“. Diesen Namen hat das Flugzeug auf Grund der ungewöhnlichen Motoranordnung hinter den Tragflächen: Aufgrund dieser Anordnung „drückt“ („push“) der Motor das Flugzeug nach vorn. Flugzeuge dieses Typs wurden von 1914 (Erstflug) bis 1918 (Ausmusterung) vom Vorläufer der RAF, dem Royal Flying Corps in unterschiedlicher Verwendung (als Aufklärer, Tag- und Nachtjäger, oder als leichter Bomber) eingesetzt. Bewaffnet ist die mit zwei Mann Besatzung fliegende F.E.2 mit zwei bzw. drei Lewis Maschinengewehren, hier im Bild im hochgeklappten Zustand zu erkennen.

Deutsches Militär unterschiedlicher Waffengattungen umsteht das Flugzeug. Es ist als solches nur an den Kopfbedeckungen – Offiziersmützen und Feldmützen, den sog. „Krätzchen“ der Mannschaften – zu identifizieren, so dass unklar ist, welchem Truppenteil des Kaiserlichen Heeres an der Westfront die Flugzeuge zur Beute geworden sind. Unklar ist auch, ob es sich bei den Personen, deren Fliegerkappen in unmittelbarer Nähe des Waffenstandes des „pushers“ noch eben zu erkennen sind, um gefangene britische Piloten oder um deutsche Flieger handelt, die das Flugzeug begutachten. Offenbar waren die Doppeldecker von hohem Interesse für das deutsche Militär, denn weitere Fotografien, die offenbar einer ganzen Bildserie zugehörig sind, zeigen die Demontage und den Abtransport der Maschinen.

Die Hinweise auf der Fotografie, die offenbar deutlich nach den dargestellten Ereignissen niedergeschrieben wurden, lassen vermuten, dass das Ereignis zwar irgendwo im Umfeld der Somme, nicht direkt jedoch in die Sommeschlacht des Jahres 1916 verdatet werden muss, sondern irgendwann im Spätsommer 1917 angesiedelt ist.