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Mit Licht geschossen | 51. Bildpräsentation

Historische Originalaufnahmen, eingefangen in Chemnitz, an der West- und Ostfront, großformatig plakatiert.
Eine Fotografie – einen Monat lang – an unterschiedlichen öffentlichen Plätzen von Chemnitz, über die gesamte historische Spiegelungsdauer 2014-2018.

 

„Es geht zu Ende“

Aufgegeben, ausgebrannt, ausgeschlachtet: Irgendwo auf den Schlachtfeldern Flanderns rotten die Skelette englischer Tanks vor sich hin. Sie stehen symbolisch für die Situation im Oktober 1918. Die Waffen schweigen an den Fronten, und das, obwohl den Armeen der Entente cordiale nirgends ein entscheidender Durchbruch durch die deutschen Linien gelungen ist, geschweige denn, dass kaum eine alliierte Einheit auf deutschem Boden „boots on the ground“ gesetzt hätte. Die überwiegende Intaktheit der deutschen Front wird wenig später die Grundlage für Revanchegedanken im Deutschen Reich und Quelle neuen Unheils werden. Die „Unbesiegtheit im Felde“ wird zum Fundament der „Dolchstoßlegende“: Den tapferen Soldaten sei aus der Heimat heraus von destruktiven Kräften die „Waffe aus der Hand gewunden“ und der Todesstoß versetzt worden. Doch blendet die Legende die tatsächliche Lage an der Westfront aus: Sicher hielten sich die greifbaren Erfolge der Ententetruppen in Grenzen. Der Verschleiß an Mensch und Material in fünf Jahren des Völkerschlachtens in den Gräben an Maas und Somme, in Flandern oder der Champagne hatten bei den deutschen Truppen zu einer lähmenden Kriegsmüdigkeit geführt, die nur kurz davor stand, in aktiven Widerstand gegen die Kriegstreiber umzuschlagen. Doch im Gegensatz zu den Alliierten, deren Kampfverbände durch die Heranführung immer neuer Technik und ausgeruhter, motivierter amerikanischer Soldaten Auffrischung erfuhren, ähnelte der Zustand deutscher Landser jener der abgebildeter Tanks: auch sie waren aufgegeben, ausgebrannt, ausgeschlachtet. Die Verbündeten des Kaiserreiches fielen einer nach dem anderen aus: Das Osmanische Reich, Bulgarien, schließlich Österreich-Ungarn. Wenn selbst General von Ludendorff angesichts der Lage einen kompletten Nervenzusammenbruch erlitt, vermag man sich vielleicht die physische und psychische Verfasstheit jener Soldaten vorstellen, die das Kriegsgrauen unmittelbar an der Front zu ertragen hatten…

Im Reich selbst spitzte sich die politische Lage dramatisch zu: Nachdem Erich von dem Bussche-Ippendorf einem völlig konsternierten Reichstag die aussichtslose Lage an den Fronten referiert hatte, blieb der mittlerweile umstrukturierten Reichsregierung nur noch das „Ausstecken von Friedensfühlern“ übrig. Am 5.Oktober 1918 schickte das Kabinett ein Waffenstillstandsangebot an den amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson mit der Bitte, umgehend Friedensverhandlungen einzuleiten. Der erste Weltkrieg neigte sich damit seinem Ende zu.

 

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DAStietz, Foyer

Moritzstraße 20, 09111 Chemnitz