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Mit Licht geschossen | 32. Bildpräsentation

Historische Originalaufnahmen, eingefangen in Chemnitz, an der West- und Ostfront, großformatig plakatiert.

Eine Fotografie – einen Monat lang – an unterschiedlichen öffentlichen Plätzen von Chemnitz, über die gesamte historische Spiegelungsdauer 2014-2018.


„Verbrannte Erde“

Als sich die deutschen Truppen im Frühjahr 1917 im Zuge einer Frontbegradigung, von der aus eine großangelegte Offensive gestartet werden sollte, auf die so genannte „Siegfried-Linie“ zurück zogen, hinterließen sie ein völlig verwüstetes Territorium. Die massiven Zerstörungen erfolgten nicht beiläufig, etwa im Zuge der Gefechte zwischen dem kaiserlichen Heer und den Armeen der Entente cordiale, sondern machten das Wesen des „Unternehmens Alberich“ aus: Im großen Maßstab wurde hier die „Taktik der verbrannten Erde“ angewandt. Das Verwüsten ganzer Landstrich war kriegstechnisch gesehen zwar nichts Neues: Um dem Gegner die Möglichkeit zu nehmen, auch nur den minimalsten Nutzen aus dem von ihm wieder besetzten Gebiet zu ziehen, wurden in der Geschichte – etwa durch die verheerenden „chevauchées“ des Hundertjährigen Krieges oder General Sheridans Marsch durch das Shenandoah-Tal 1864 im Amerikanischen Bürgerkrieg – ganze Landstriche systematisch zerstört, Bausubstanz gesprengt, Vorräte verbrannt, die Bevölkerung vertrieben oder Brunnen vergiftet… Neu jedoch war die rigide Systematik, mit der Teile des Departements Pas-de-Calais im Rahmen des „Alberich“- Unternehmens verwüstet wurden: Die französische Heeresleitung wurde dadurch völlig überrascht. Aus deutscher Sicht war das Unternehmen zwar ausgesprochen erfolgreich, festigte jedoch auf internationaler Ebene den schlechten Ruf der kaiserlichen Truppen als „Barbaren“ – vor allem, weil nicht nur fast 300 Ortschaften vollständig von der Landkarte verschwanden oder man über 100.000 Zivilisten zwangsevakuierte, sondern auch, weil unwiederbringliche Kulturgüter wie etwa das grandiose mittelalterliche Chateau de Coucy dem Erdboden gleichgemacht wurden.

Die aktuelle Fotografie aus der Sammlung des Schloßbergmuseums führt den Betrachter in eines der zerstörten Dörfer an der Somme-Front während der Kampfhandlungen des „Unternehmens Alberich“. Inmitten der völlig verwüsteten Höfe, an deren Wand ein Schild die deutschen Truppen auf das Vorhandensein eines noch intakten, nicht vergifteten Brunnens verweist, gruppieren sich Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften um ein Fahrzeug. Dieses verweist auf eine weitere, neue Qualität des Krieges, denn bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen Protzenwagen der Marke Austro Daimler mit aufmontierten Krupp-Ballongeschütz Modell 1910. Der neue, der totale Krieg wird nun auch in der dritten Dimension, in der Luft geführt. Ursprünglich, wie der Name sagt, zur Ballonabwehr entwickelt, mussten derartige Waffen zunehmend allen Belangen der Luftabwehr gegenüber den sich rasant entwickelnden militärischen Luftfahrzeugen genügen.