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Mit Licht geschossen | 3. Bildpräsentation

Historische Originalaufnahmen, eingefangen in Chemnitz, an der West- und Ostfront, großformatig plakatiert.

Eine Fotografie – einen Monat lang – an unterschiedlichen öffentlichen Plätzen von Chemnitz, über die gesamte historische Spiegelungsdauer 2014-2018.


 

Herbst 1914

Heimatfront: Es waren zunächst die jungen Männer, die im August 1914 als Angehörige der Infanterie-Regimenter N° 104 und 181 oder als Reiter des 3. Ulanen-Regimentes N°21, genannt die „Kaiser-Ulanen“, ihre Garnisonen in der Stadt Chemnitz in Richtung der Fronten in West und Ost verließen. Doch die „Alten“ wollten inmitten von Kriegsbegeisterung und patriotischem Taumel natürlich nicht abseits stehen: In Erinnerung an das knapp ein Jahr zuvor begangenen Gedenkens an die „Befreiungskriege“ gegen Napoleon wurde die Idee des „Volkskrieges“ erneut begeistert aufgegriffen und praktiziert. Die Zivilgesellschaft sah sich in den unvorstellbarsten Bereichen einer zunehmenden Militarisierung ausgesetzt. Die Sprache des Alltags, der Belletristik und der Medien wurde um „welsches“ Vokabular gesäubert. Die kupferne Wärmflasche, die Zinnsoldaten, Kuchenplatten und Milchkannen wurden als „Metallopfer“ des Volkes in Rüstungsgüter umgegossen. Noch in der Heimat bereitete man „Menschenmaterial“ für den Einsatz an den Fronten vor: Wie schon in vergangenen Jahrhunderten, als die Chemnitzer Bürgerschützen in Kriegszeiten komplementäre Aufgaben zum regulären Militär zu erfüllen hatte, übernahmen sie in den Herbstmonaten 1914 die Schießausbildung heerespflichtiger Chemnitzer Männer – nun bereits auch schon im fortgeschrittenen Lebensalter, wie auf der Fotografie zu erkennen ist.

Auf dem Schießplatz in Altendorf unterwiesen die Vereinsschützen die angehenden Soldaten im Umgang mit dem veralteten und unzuverlässigen Gewehr 71/84: Es fällt schwer, in den Gesichtern der Heerespflichtigen jene Begeisterung auszumachen, die bei den Ausmarschierenden im August 1914 durchaus zu erkennen war. Ernst und Skepsis dominieren – und beides scheint nicht nur auf die antiquierte Ausbildungs- und Waffentechnik der Instruktoren der Chemnitzer Privilegierten Schützengesellschaft zurückzuführen zu sein…