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Mit Licht geschossen | 5. Bildpräsentation

Historische Originalaufnahmen, eingefangen in Chemnitz, an der West- und Ostfront, großformatig plakatiert.

Eine Fotografie – einen Monat lang – an unterschiedlichen öffentlichen Plätzen von Chemnitz, über die gesamte historische Spiegelungsdauer 2014-2018.

Nacht im Granatfeuer (Hermann Plagge)

Die ganze Nacht durch wühlen unter uns große Tiere
ans Licht,
Die Dunkelheiten zerfleischen sich draußen mit lautem Knallen.
Bei jedem Einschlag schwankt der Unterstand wie ein
treibendes Floß, das auf Grund stößt.
Die Augen um mich her sind lauernd in Angst und geduckt wie
gepeitschte Hunde.
O nicht sterben!

Am Morgen trete ich in die zerwühlte Kerbe des Grabens.
Der Frühreif friert auf verlassenen Gewehrkolben.
Ganz fremd zerschmilzt am Boden eine Leiche in Blut.
Eine Meise zirbt mutig auf der Brustwehr
Ich schwanke wie nach durchzechter Nacht —
und ein irres Bonmot flüsternd hebe ich eine abgerissene Hand
hoch wie einen erbeuteten Ballhandschuh ins Morgenrot.

(D: 1914-1916. Eine Anthologie. hrsg. von Franz Pfemfert. Berlin-Wilmersdorf: Die Aktion, 1916, S.96.)


Weihnachten sind wir wieder daheim!

Weihnachten, das Fest der Liebe, der Ruhe, der Besinnlichkeit und des Friedens. Eine Zeit in der die Familie zusammenkommt und besinnliche Stunden miteinander verbringt. Schwibbogen, Weihnachtsstern, Räuchermann und Weihnachtsbaum gehören gerade in unserer Gegend mit dazu. Doch genau vor 100 Jahren befand sich Europa in einer Situation, die genau diese Dinge fast in Vergessenheit gerieten ließen. Über Europa war der Erste Weltkrieg hereingebrochen. Viele junge Soldaten zogen im August 1914 voller Enthusiasmus in den Krieg, welchen sie als großes Abenteuer ansahen. Viele von ihnen waren der Meinung, die Heilige Nacht im Kreise ihrer Liebsten verbringen zu können. Allerdings fanden sich hunderttausende Soldaten zu Weihnachten 1914 an den verschiedenen Fronten und Kriegsschauplätzen wieder. Es war Weihnachten und die meisten Männer befanden sich immer noch in ihren Schützengräben, umgeben von Dreck, Schlamm, Ratten und Leichen. Und doch gab es den Hauch von Weihnachten und Menschlichkeit zu verspüren. Einige verbrachten wenige Stunden in Ruhe in ihren Unterständen. Dieses Bild, stammend von einem Chemnitzer Kriegsveteranen, der im Infanterieregiment Nr.181 diente und bis Mitte der 1970er im Stadtteil Kappel wohnte, zeigt Soldaten, die Weihnachten im Unterstand feierten. Die wichtigen „Liebesgaben“ in Form von Paketen aus der Heimat beinhalteten manchmal auch Champagner der Firma Heidsieck (heute Piper-Heidsieck mit Sitz in Reims) und Zigarren. In Flandern feierten auch sächsische Soldaten gemeinsam mit britischen bzw. französischen Soldaten Weihnachten. Mitten im so genannten „No Mans Land“ inmitten eines Weltkrieges kam es zu Fraternisierungen und es gab so etwas wie den „Weihnachtszauber“.